Einmal lasse ich Euch in meinen Kopf blicken – denn mir geht seit letztem Jahr dank Corona dort ein Punkt um:

Wie Ihr wisst bin ich seit 8 Jahren CH-Bio zertifiziert.

Für mich war BIO von Anfang an gesetzt, war es doch für mich „die“ Art Lebensmittel zu produzieren.
Ich möchte meinen Met so herstellen, dass ich mit reinem Gewissen dahinterstehe.

Dass ich dazu nicht nur mit meinem Wort stehe, sondern mich von Experten überprüfen lasse gehört dazu. Bio war für mich die „normale“ Produktion. Für mich müsste nicht bio gekennzeichnet werden, sondern die konventionelle, industrielle Produktion und deren „Mittelchen“.

Doch seit der Trinkwasser– und der Pestizidinitiative bin ich etwas irritiert. Die grossen Bioverbände liessen durchblicken, dass im Hintergrund doch mehr oder weniger nur das Geld eine Rolle spielt. Etwas zerbrach in mir.

Auch nervt die starre Bürokratie – als Beispiel: mein NorseMet bekam zum Beispiel letztes Jahr kein Zertifikat. Zwar war der Waldhonig von einem Bio-Imker und zertifiziert, der Weiterverkäufer auch ein grosser Biobauer, aber eben „Honig“ stand nicht auf seiner Bio-Verkaufsliste.

Seit dem letzten katastrophalem Honigjahr kann ich meinen Honig nicht mehr von der üblichen Quelle beziehen, sondern muss mich anderweitig umschauen.

Für meinen Met tendiere ich stark zu Honigen aus Mittel- Ost- und Südosteuropa. Nicht wegen des Preises, sondern, weil mich die Honige dort geschmacklich viel intensiver ansprechen. Es blüht dort so viel mehr, da die Landwirtschaft weniger intensiv betrieben wird und dass schmeckt man im Honig.

Nun habe ich das Problem, dass man dort „bio“ und die Zertifizierungen nicht kennt. Warum sollte man sich zertifizieren lassen, wenn der Urgrossvater genauso geimkert hat, wie man selbst? Warum etwas beweisen müssen, was jahrzehntelang von den lokalen Kunden immer wieder gern gekauft und gegessen wurde? Die meisten Imker in Polen, Litauen, Rumänien und Bulgarien lächeln oder lachen gleich, wenn ich nach der Bio-Zertifizierung frage. „Probier meinen Honig, dann brauchst du kein Papier dazu.“ Und die Honige sind weltklasse. Ohne Zertifikat kann ich allerdings nicht mehr bio produzieren.

Ich denke, ich stehe hier vor einem Dilemma: als kleiner Produzent möchte ich mich mit Qualität von Massenware abgrenzen – die Biozertifizierung zwingt mich aber fast schon wieder dazu einen Honig zu wählen, der meinen Bedürfnissen nur so halb entspricht.

So gerne ich es weiterhin bio sein würde – momentan treibt es mich dazu „die Papiere Holz bleiben zu lassen.“

Schauen wir, wo mich der Weg hinführt.

Wie denkt Ihr darüber?

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